Abseits der Trampelpfade der großen Kongresse gibt es viele kleine Veranstaltungen, die echte Perlen sind. Die offene SEO-Vorlesung von Jens Fauldrath ist eine solche.
Studierende der Informationswissenschaft der Hochschule Darmstadt bauen innerhalb von 3 Monaten ein Nischenblog auf und versuchen, ebenfalls in dieser Zeit, mit SEO-Maßnahmen möglichst viel Traffic zu generieren. Schon von den Themen her sind alle einen Hingucker wert:
- Sportkiten.com (Update: mittlerweile offline)
- DAstudieren.com (Update: mittlerweile offline)
- Lieblingsserien.com (Update: mittlerweile offline)
- Schlagermanie.com
- Handyuhren.net (Update: mittlerweile offline)
Am Ende der drei Monate gilt es, das Erreichte und die Erfahrungen einem Publikum von dieses Mal ca. 100 Personen zu präsentieren. Darunter auch einige Größen der SEO-Szene, die angeblich nicht gekommen wären, wenn es außer den Beiträgen der Studierenden nicht noch einen Auftritt von Marcus Tandler und Andreas Bruckschlögl gegeben hätte. Was ich natürlich für ein Gerücht halte. ;-)
Es ist schon etwas länger her als ich begann, erste Formen der Suchmaschinenoptimierung wie Sauerbier zu verkaufen. Damals firmierte das noch unter „barrierefreie Websites“ und beinhaltete Maßnahmen, die es dem Google-Bot sehbehinderten Menschen ermöglichten, leichter durch Webseiten zu navigieren. SEO? Das waren damals noch Onsite-Maßnahmen, als Suchmaschinen noch Altavista, Webcrawler oder Hotbot hießen.
Doch wie jedermann weiß, sind diese Maßnahmen nicht mehr ganz die Hälfte der Medaille wert, wenn eine Website bei, äh, zum Beispiel Google erfolgreich sein will. Aber immer noch Pflicht neben gutem Content, der nach den letzten Updates endlich wieder mehr in den Mittelpunkt rückt.
Offsite wird ein Backlink von Wikipedia immer noch gerne gesehen, was bei Nischenthemen etwas leichter möglich ist und somit nicht jedermann nachahmen kann. Und vielleicht hilft auch der Link des Veranstaltungsblogposts von Lehrmeister Jens auch für den eigenen Author Rank.
Dann aber beginnt die Arbeit. Kommentare auf themenbezogenen Foren haben zum Beispiel bei den Handyuhren für starke Backlinks des Pebble-Smartwatch-Forums gesorgt. Die Sportkiter haben sich offline mit Sportschulen in Verbindung gesetzt und konnten so nicht nur Linkpartnerschaften, sondern auch ganz praktische Kiting-Erfahrungen sammeln, die dem Content und der Themenfindung des Blogs zugute kamen.
Schon fast wie normale SEO-Hausaufgaben muten da Maßnahmen wie die Nutzung von Social Media, Google Adsense oder Amazon Partnernet an
Sehr interessant fand ich die positiven Effekte von Events, die genau in dieses Zeitfenster fielen: DAstudieren zum Beispiel konnte durch Public-Viewing-Angebote zur EM 2012 punkten und bot dazu den Verkauf von Fanartikeln über Amazon an. Schlagermania nutzte die EM für einen Spielplan-Linkbait und präsentierte Fußball-Hits. Sogar der Saisonstart auf Mallorca brachte Schlagerfans auf die Seiten.
Das Ergebnis: Nachhaltiger Traffic, oft einen PR von 3, Einnahmen im 2-3-stelligen Bereich, Kontakte zur Szene, deren Websites von den Newcomern im Ranking überholt wurden und die einigen Studenten ein Übernahmeangebot gemacht haben. Das alles in nur 3 (drei) Monaten. OK, die Nische hilft. Aber trotzdem!
Bei der dicken Luft in dem kleinen Hörsaal wäre ich zu meiner Studentenzeit auf jeden Fall eingeschlafen, aber nicht heute: Die Präsentationen der Studenten waren sehr unterhaltsam und informativ. Gut gelaunt und Einwürfe einiger prominenter SEO-Hasen dabei immer souverän parierend („Viel zu allgemein, deine Frage!“): Jens Fauldrath.
Sehr erfrischend auch der Vortrag von Marcus Tandler, der den SEO-Experten empfahl, einfach mal in die zum Teil ganz schön alten Patente von Google reinzuschauen. Viele der mittlerweile überhand nehmenden algorhytmischen Google-Updates (Marcus: über 500 allein in 2011) seien eigentlich gar nicht so überraschend. Gewiss — wenn man die richtigen findet!
Eine weitere These: Google hat es gar nicht nötig, Facebook nachzubauen. Schon jetzt habe Google genügend eigene Quellen, um Contentqualität und -Relevanz richtig zu bewerten. In Zukunft werde die Author Authority stärker in das Ranking eingehen.
Sein Kollege Andreas Bruckschlögl präsentierte dann noch (für mich jedenfalls) sehr interessante Tipps fürs Linkbuilding. Details werden natürlich auch an dieser Stelle wie gewünscht nicht verraten. Beim nächsten Mal einfach dabei sein!
Abgerundet wurde das Ganze durch den anschließenden SEO-Stammtisch Rhein-Main, der dieses Mal bei bestem Wetter im Weststadtcafé stattfand. Hier wurde bei einem Bier der ein oder andere Blackhat-Tipp ausgetauscht.
SEO-Veranstaltungen sind auch sonst sehr empfehlenswerte Events, wo Businesskaspering und langweiliges Powerpoint Fehlanzeige sind. In Darmstadt treffen Beginner und Experten aufeinander — das ist spannend und keine Minute langweilig. Weitermachen!